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Fotocollage von Thomas Eipeldauer: gesichert im Baum und lächelnd mit Daumen hoch in Schutzkleidung.

Review: Der neue Rope Runner Vertec von Notch

Bevor ich mir vor etwa drei Jahren meinen ersten Rope Runner Pro (RRP) angeschafft habe, bin ich auf dem Hauptseil SRT mit verschiedenen Knoten-Systemen oder mechanischen Klemmgeräten geklettert. Mal mit einem Valdotin und einer Rope Wrench, oft mit einem Zig-Zag und einem Chicane von Petzl, ganz kurz auch mit einem Akimbo. Seit ich den Rope Runner Pro hatte, bin ich auf Single Rope eigentlich nichts anderes mehr geklettert.

Der Rope Runner Pro hatte meiner Meinung nach jedem anderen Gerät gegenüber Vorteile: Er war deutlich kleiner als die Knoten-Rope-Wrench- oder Zig-Zag-Chicane-Kombination. Er war viel präziser steuerbar als der Akimbo, der zumindest mir nie ein wirklich gutes Gefühl gab. Er war midline-attachable, lief gut mit beim Aufstieg und machte keine Probleme, wenn man sich mal bei ungünstigem Seilwinkel Seil durchziehen muss. Ein fast perfektes Gerät also. Die berühmten pins nervten noch, aber sonst eigentlich rundum gut.

Als eingefleischter Fan des Rope Runners war es insofern keine Frage für mich, als Notch den Vertec ankündigte: Den muss ich haben. Ein Rope Runner ohne Pins und leichter zu öffnen. Wow. Die Order ging raus an Freeworker. Gerät kam. Die Aufregung war groß. Aber sie wurde schon zu diesem Zeitpunkt getrübt. Viele Kletterer berichteten auf social media, dass an der Unterseite des Klemmgeräts im Unterschied zum Vorgänger erstens keine Rolle mehr verbaut wurde und zweitens der Karabiner bei ungünstigem Seilwinkel einfach stecken blieb.

Ich bin jetzt etwa seit drei Wochen mit dem neuen Vertec im Baum. Die Kritiken teile ich. Die fehlende Rolle macht es kraftaufwändiger, sich aus dem Außenastbereich bei Seil unter Spannung zurück zu ziehen. Es mag nur ein wenig mehr an Kraft sein, die man aufwenden muss, aber bei hunderten, wenn nicht tausenden Wiederholungen jede Woche geht das auf den Körper. Und auch das Hängenbleiben der Karabiner kommt wirklich vor – wobei man es minimieren kann: Ein kleiner DMM-PerfectO-Karabiner und Courant Squir V2 Seil z.B. produzieren den Effekt seltener als ein Teufelberger Xstatic und DMM-Shadow-Colour-Karabiner (das sind nur einige der Kombinationen, die ich probiert habe).

Notch hat hier einige Verschlechterungen gegenüber dem RRP eingebaut. Aber: Wenn (!) diese korrigiert werden (und man munkelt in der Szene, Notch arbeite daran), wird der Vertec das beste mechanische Klemmgerät auf dem Markt sein. Die Handhabung ist gegenüber dem RRP noch verbessert worden, die Abwesenheit der Pins macht es viel einfacher, das Gerät auch im Baum vom Seil zu nehmen oder wieder anzubauen. Ich weiß nicht, ob es nur ein subjektiver Eindruck ist, aber ich hatte auch bei Kiefernfällungen und vergleichbar harzigen Geschichten das Gefühl, der Vertec läuft noch besser als sein Vorgänger.

Summa Summarum: Wenn Notch die Fehler des Vertec korrigiert, kann man ihn uneingeschränkt empfehlen – selbst zu dem happigen Preis, den er eben hat. Bis dahin würde ich, wenn ich ihn noch nicht hätte, mit dem Kauf warten.